In der "Festschrift zum 100-jährigen Gründungsjubiläum
 der Altschützen Baierbrunn e.V. vom 13. - 16. Mai 1993"
ist der folgende Artikel von
Waltraud Jauß enthalten:

Zusammengefaßte Chronik der Altschützen Baierbrunn e.V.

Am 01. Februar 1893 wurde die Schützengesellschaft Baierbrunn gegründet. Die Erkenntnis dieses Gründungsdatums haben wir unserem Schützenbruder Alfred Hutterer zu verdanken, der die Statutensammlung bei seinen Recherchen zu seiner Ortschronik entdeckt hat.

Gustay LudwigDenn erst im Jahre 1928 haben der damalige 1. Schützenmeister Gustav Ludwig (s. Bild), 2. Schützenmeister Martin Gerb und der Kassier Josef Strobl mit dem damals 70-jährigen Leonhard Klostermeier versucht, eine Chronik von den Baierbrunner Schützen zu erstellen - damals konnten leider keine schriftlichen Protokolle gefunden werden. Das hatte evtl. auch mit den Veränderungen der Wirtshausbesitzer zu tun, da die Familie Köck in der Jahrhundertwende die Wirtschaft an den Gastwirt Fritz Meier verkauft hat und dieser stand mit dem bestehenden Schützenverein auf Kriegsfuß. So wurde im Gasthof "Zum Neuwirt" die Schützengesellschaft "Jungschützen" gegründet, die sich im Jahre 1927 wieder auflöste. Als 1913 der Gasthof zur Post mit Herrn Josef Strobl einen neuen Besitzer bekam, kam wieder Leben in die Altschützen Baierbrunn; zum schnelleren Aufschwung stiftete er einen neuen Zimmerstutzen.

Durch den ersten Weltkrieg erlitt das neue Vereinsleben wieder einen herben Rückschlag bis 1919; auch die kommenden Inflationsjahre ließen einen neuen Aufschwung nicht zu.

Als im Jahre 1921 Gustav Ludwig zum 1. Schützenmeister gewählt wurde, kam mehr Leben in den Verein; so trat man 1922 dem Bayerischen Zimmerstutzenverband bei.

Bei der Gründungsversammlung des Gaues XV Wolfratshausen wurde Gustav Ludwig zum 2. Gauschützenmeister gewählt. Noch im selben Jahr übernahm er das Amt des 1. Gauschützenmeisters in Anbetracht seiner vielseitigen Kenntnisse im Schützenwesen.

Im   Jahre   1927   führten   die   Altschützen   Baierbrunn anläßlich   ihres   30-jährigen Gründungsfestes ein Gauschießen durch.

Scheibe End- u. Sauschießen 1929

Im Jahre 1930 erhält der Verein erstmals eine Schützenkette, die trotz vieler Taler- und Münzenspenden von Schützenkameraden und vor allem von Herbergsvater Josef Strobl noch 85 Reichsmark kostet. Als erster Schützenkönig durfte Emil Schürer am 30. August 1930 das schöne Stück mit nach Hause nehmen.

Zu diesem Zeitpunkt fanden sich nur noch 23 Reichspfennige in der Schützenkasse, nachdem alles Geld für die Anfertigung der Schützenkette verwendet worden war.

Ein größeres Schießen fand im September 1935 im Freien statt, nämlich auf der "Rothmeier-Alm". Geschossen wurde auf Fest-, Stern- und Wehrmannsscheibe.

Schon damals konnten die Altschützen über die Beitragseinnahmen ihrer Mitglieder nicht frei verfügen. So mußten an den Gau und an die Deutsche Schießbehörde Beiträge abgeliefert werden.

1941 erlahmte der Schießbetrieb nach Ausbruch des 2. Weltkrieges und ruhte bis Ende 1957.

Nachdem vorerst niemand von den alten Schützenkameraden vorhanden war, der die Schützengesellschaft wieder aus dem "Dornröschenschlaf erweckt hätte, fand sich auf Betreiben des Herrn Kastner in der Waldgaststätte Buchenhain die "Schützengesellschaft Buchenhain" zusammen. 1957 erhoben diese Anspruch auf die Baierbrunner Schützenkette. Nunmehr rührte sich das Herz der alten Schützenkameraden - die ältesten davon (Sexl, Weickmann, Stahuber und Beil) riefen zu einer Wiederbelebungsversammlung am 11. Januar 1958 auf.

Die Vorstandschaft nach dem 2. Weltkrieg sah wie folgt aus:

Josef Sexl, 1. Schützenmeister
Fritz Weickmann, 2. Schützenmeister
Jakob Beil, Schriftführer
Josef Strobl, Kassier
Johann Stahuber, Zeugwart

Es war ein hoch anzurechnender "Verdienst" des verstorbenen Herbergsvaters Josef Strobl sen., daß er seinen Zimmerstutzen bei der Ablieferung der Waffen, die an die Ami's erfolgen mußte, nicht "gefunden" hat und diesen erst später wieder ausgrub, so daß der Schießbetrieb mit vorerst einem Zimmerstutzen aufgenommen werden konnte.

Der Schützenkönig vor dem Krieg, Alex Stiegler, hatte die Schützenkette über den Krieg hinweg gerettet, versah sie mit einem neuen Taler und übergab sie wieder dem Verein.

Nach dem Wiederaufleben der "Altschützen" zählte der Verein 40 Mitglieder.

Im Jahre 1961 wurde ein Zimmerstutzen und ein zweiter Seilzug gekauft; im Jahre 1962 kam ein weiterer Stutzen hinzu.

1965 baute Herbergsvater Josef Strobl sein Lokal um und erlaubte den Schützen, im "Salettl" ihre Stände aufzubauen.

Ein Jubiläumsschießen fand 1967 anläßlich des 70-jährigen Bestehens der Altschützen statt.

Die Altschützen Baierbrunn werden 1972 ins Vereinsregister eingetragen, die Mustersatzung des Bayerischen Sportschützenbundes wird anerkannt.

Nachdem wiederholt der Wunsch nach einem Vereinsabzeichen laut geworden war, erinnerte sich Josef Wagner an ein altes Vereinsabzeichen, das noch aus der Gründerzeit der "Jungschützen" stammte. Dieses wurde einmütig übernommen und als Vereinsabzeichen der "Altschützen Baierbrunn e.V." verwendet.

Auch für den Kauf einer Jungschützenkette entschloß man sich im Jahre 1976 und ein Jahr später durfte der Jungschützenkönig Josef Wagner die Kette mit nach Hause nehmen.

Anläßlich des 80-jährigen Gründungsjubiläums fand vom 14.-16.04.1977 ein Jubiläumspreisschießen statt. Neben einer festlichen Preisverteilung im Pfarrsaal Baierbrunn gedachte man nach dem Festgottesdienst und einem Schützenzug, der vom Trommlerzug der Gebirgsschützenkompanie Beuerberg geleitet wurde, der Verstorbenen am Kriegerdenkmal.

1979 wurde nach eingehenden Erkundigungen nach einer passenden Fahnenstickerei, die man dann im Kloster Schlehdorf fand, Valentin Pruy mit dem Entwurf eines Fahnenmotivs betraut.

Nach langjährigen Vorbereitungen wird im Herbst 1981 endlich das von der Gemeinde Baierbrunn erstellte Sport- und Bürgerzentrum fertiggestellt.

Vom langjährigen Herbergsvater Josef Strobl sen. verabschiedeten sich die Baierbrunner Altschützen mit einer großen Abschiedsscheibe.

Im neuen Schützenheim das sich im Kellergeschoß des Sport- und Bürgerzentrums Baierbrunn befindet, kann man auf 12 automatischen 10-Meter-Schießständen mit Zimmerstutzen, Luftgewehr, Luftpistole und Armbrust schießen. Im gemütlichen Schützenstüberl läßt es sich grüabig ratschen. Mit diesen Räumen befinden sich die Altschützen zusammen mit der Schützengilde Georgenstein in der glücklichen Lage, über einen der bestausgerüstetsten Schießstände zu verfugen. Diese Superbedingungen trugen auch zu einem sprunghaften Anwachsen der Mitgliederzahl bei - belief sich der Mitgliederstand 1981 noch auf 144, 1982 waren es schon 180 Mitglieder; heute beträgt die Mitgliederzahl 10 % der Ortsbevölkerung, nämlich über 250.

Im Jahre 1983 führten die Altschützen Baierbrunn das 31. Gauschießen des Isar-Loisach-Schützengaus Wolfratshausen anläßlich des 80-jährigen Gründungsfestes, der 25-jährigen Wiedergründung, des 110. Geburtstages des ehemaligen Schützenmeisters und Gauschützenrneisters Gustav Ludwig und des 60-jährigen Bestehens des Isar-Loisach-Schützengaus Wolfratshausen durch. 657 Schützen aus 31 Vereinen besuchten dieses Schießen.

Im Jahre 1984 luden die Altschützen Baierbrunn zu ihrer ersten Fahnenweihe in ihrer 90-jährigen Geschichte ein. Zu Festzug und Festzelt kamen viele Schützen aus Nah und Fern - aus dem Isar-Loisach-Schützengau Wolfratshausen und aus Hochfilzen und Nauders in Tirol.

Fahne

Unser Dank gilt unseren langjährigen Vereinsmitgliedern, die mit ihrer aufopfernden Tätigkeit für das Wohl der Altschützen viel Idealismus und freie Zeit eingesetzt haben und die aus diesem Grunde zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden:


Ehrenmitglieder

v.l.n.r. Josef Strobl sen., Georg Fellermeier, Simon Pfister sen. und Jakob Beil
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Älteste Schützenscheibe








Die älteste Schützenscheibe, die im Besitz der Altschützen Baierbrunn ist.

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